Barfuss oder Lackschuh

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Warum der Titel? Wer läuft denn hier barfuß?

Mitwirkende in Geschichtswerkstätten haben sich oft selbst als Barfußhistoriker bezeichnet und damit die abwertende Bezeichnung von ihren Kritikern übernommen. Eine Möglichkeit, das zu verstehen, bietet der Bezug zu den chinesischen „Barfußmedizinern“, die als Laienmediziner*innen die medizinische Versorgung auf dem Land sicherstellen sollten und Teil der offiziellen Kulturrevolutionserzählung sind.

„Barfüßig“ Geschichte zu erforschen oder Geschichtsarbeit zu betreiben bedeutet also, dass alle sich an der Erforschung historischer Erkenntnis und der Deutung des Vergangenen beteiligen sollten - so das Ideal.

Dass Teil dieses Anspruchs eine bewusst gesuchte Konfrontation mit der akademisch betriebenen Geschichtsforschung war, kommt in dem Begriff „Barfußhistoriker“ ebenfalls zum Ausdruck. In vielen Geschichtswerkstätten arbeiteten akademisch geprägte Historiker*innen mit, die Geschichtswerkstätten auch als eine Möglichkeit sahen, die Geschichtsforschung an den Universitäten zu erneuern – ihnen bot die praktische Arbeit in den Initiativen die Möglichkeit, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und sich eine berufliche Perspektive sowie Pubikationsmöglichkeiten aufzubauen.

Was kann man auf dieser Seite finden?

Auf dieser Seite werden Quellenangaben veröffentlicht zu Geschichtswerkstätten, Geschichtsinitiativen, regionalgeschichtlichen Arbeitkreisen, die sich seit Ende der 1970er Jahre (und später) in der Bundesrepublik Deutschland gegründet haben, um eine „Geschichte von unten“ zu betreiben. Die Quellenangaben stammen aus meiner umfangreichen Sichtung von Publikationen und Vereinsarchiven im Rahmen meiner Doktorarbeit am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin im Fach Geschichte.1)

Drei Initiativen habe ich intensiver untersucht: die Berliner Geschichtswerkstatt, den Arbeitskreis Regionalgeschichte Bodensee/Konstanz und den Verein Museum der Arbeit in Hamburg. Meine Quellen zu diesen sind daher so umfangreich, dass es mir nicht sinnvoll erschien, sie auf dieser Seite nochmal ebenso umfangreich zu doppeln. Hier habe ich mich auf die wichtigsten beschränkt.

Mit den hier veröffenlichten Nennungen von Initiativen möchte ich alle, die sich für das Thema interessieren, ermutigen, weiterzuforschen. Hier stehen einige Anhaltspunkte aus Listen, zeitgenössischen Umfragen und Sammelbänden. Wer dort anknüpft und mehr herausfindet, ist eingeladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen und weitere Quellen zu nennen.

1)
Die Arbeit wurde im März 2021 erfolgreich verteidigt und wird Anfang 2023 publiziert