Barfuss oder Lackschuh

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Geschichtsinitiativen in der Bundesrepublik der 1980er Jahre

Auf dieser Seite werden Quellenangaben veröffentlicht zu Geschichtswerkstätten, Geschichtsinitiativen, regionalgeschichtlichen Arbeitkreisen, die sich in den 1980er Jahren (und später) in der Bundesrepublik Deutschland gegründet haben, um eine „Geschichte von unten“ zu betreiben.

Die Sichtung der Quellen erfolgte im Rahmen meiner Doktorarbeit am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin.1)

Im Rahmen meiner Forschungsarbeit habe ich drei Initiativen intensiv untersucht: die Berliner Geschichtswerkstatt, den Arbeitskreis Regionalgeschichte Bodensee/Konstanz und den Verein Museum der Arbeit in Hamburg. Im Vorfeld meiner Studie habe ich eine Befragung noch existierender Initiativen oder Kontaktpersonen zu Quellenmaterial und vor allem umfangreiche Quellensichtung der zeitgenössischen Veröffentlichungen unternommen und alle dabei gesichteten Belegstellen erfasst. Mit den hier veröffenlichten Belegstellen möchte ich alle, die sich für das Thema aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive interessieren, ermutigen, weiterzuforschen. Außerdem entsteht so ein zentraler Einstiegspunkt auch zur Kontaktaufnahme mit einzelnen Initiativen.

Diese Bestandaufnahme von Gründungen und Publikationen werde ich nach und nach aus meinen Forschungsdaten ergänzen, wenn ich Zeit finde. Beiträge von außen sind ebenfalls willkommen, Quellenfunde, belegte Gründungsdaten und weitere Informationen sowie Ansprechpartner*innen. Möglicherweise mögen die Initiativen selbst auch diese Plattform nutzen, um ihre Informationen für die weitere Forschung zu veröffentlichen.

Warum der Titel? Wer läuft denn hier barfuß?

Mitwirkende in Geschichtswerkstätten haben sich oft selbst spöttisch als Barfußhistoriker bezeichnet oder wurden von Kritikern so genannt. Eine Möglichkeit, das zu verstehen, ergibt sich aus dem Bezug zu den chinesischen „Barfußmedizinern“, die als Laienmediziner*innen die medizinische Versorgung auf dem Land sicherstellen sollten und Teil der offiziellen Kulturrevolutionserzählung sind.

„Barfüßig“ Geschichte zu erforschen oder Geschichtsarbeit zu betreiben bedeutet also, dass alle sich an der Erforschung historischer Erkenntnis und der Deutung des Vergangenen beteiligen sollten - so das Ideal. Dass Teil dieses Anspruchs eine bewusst gesuchte Konfrontation mit der akademisch betriebenen Geschichtsforschung war, kommt in dem Begriff „Barfußhistoriker“ ebenfalls zum Ausdruck. In vielen Geschichtswerkstätten arbeiteten akademisch geprägte Historiker*innen mit, die Geschichtswerkstätten auch als eine Möglichkeit sahen, die Geschichtsforschung an den Universitäten zu erneuern - ihnen bot die praktische Arbeit in den Initiativen die Möglichkeit, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen und sich eine berufliche Perspektive sowie Pubikationsmöglichkeiten aufzubauen.

1)
Die Arbeit wurde im März 2021 erfolgreich verteidigt und wird voraussichtlich Ende 2022 publiziert